Am 8.10.2013 lud die Verdi Jugend Frankfurt zu einer Veranstaltung über anti-muslimischen Rassismus im DGB Jugend Club in Frankfurt am Main ein. Als Referent konnte der Soziologe und Projektleiter bei „Netzwerk gegen Diskriminierung Hessen“ Marc Phillip Nogueira, der selbst zum Islam konvertierte, gewonnen werden. Als Bezirksvorstandsmitlied nahm ich als Vertreterin der nord-hessischen Jusos ebenfalls teil und beteiligte mich an der sozialwissenschaftlichen Diskussion, warum gerade Muslime in der heutigen Gesellschaft stark von Rassismus betroffen sind.
Ausführlich vom Referenten wurde unter anderem das Bild der Muslime in der Öffentlichkeit seit dem 11.9.2001, die Verbreitung von Vorurteilen durch rechtsradikale Politiker und die Bewertung der Kopftuchverbote auf Länderebene erläutert.
Laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung im Jahre 2010, gaben 80% der Befragten an, sie würden den Islam fürchten und seien der Meinung, es täte Deutschland gut, wenn alle Muslime die in Deutschland leben, zurück in ihre Heimat gingen.
Bezüglich der Thematik des Kopftuchverbots stellte Herr Nogueira ziemlich deutlich dar, dass es nicht nur um Neutralität ginge (insbesondere dann, wenn Frauen die im öffentlichen Dienst arbeiten, ein Kopftuch tragen), sondern auch ernsthaft das Problem ausdiskutiert werden muss, inwiefern solche Gesetze rassistisch seien und gar integrationshemmend. Rassistisch deshalb, weil es in erster Linie Menschen sind, die ihre Religion ausüben möchten, ohne dabei jemanden zu schaden und sie dies schlichtweg nicht dürfen. Integrationshemmend deshalb, weil sich viele Frauen dafür entscheiden ihr Kopftuch zu tragen und sich von derjenigen Gesellschaft distanzieren, die das Tragen ihres Kopftuches nicht duldet.
Nach dem informativen Vortrag diskutierten wir in einer Runde die Frage, inwiefern die Aufklärungsarbeit geführt werden müsse um sämtliche Vorurteile gegenüber Muslimen beseitigen zu können.
Ich betonte an dieser Stelle, dass es von enorm großer Wichtigkeit sei, essentielle Begriffe wie beispielsweise die des „Salafismus“ und „Jihad“ korrekt zu erklären.
„Jihad“, was diejenigen die islamfeindliche Diskussionen führen oftmals gar nicht wissen, gibt es nicht im Islam.
Jihad bedeutet wörtlich übersetzt Anstregung oder Bemühung. Der Islam unterscheidet zwischen zwei Arten von Jihad. Im großen Jihad geht es darum religiös zu leben und sich zu bemühen, Gottes Zufriedenheit zu erlangen. Im kleinen Jihad, der weitaus umstrittenere Punkt, den islamfeindliche Politiker grundsätzlich falsch interpretieren, geht es um eine militärische Verteidigung islamischer Länder, wenn sie angegriffen werden.
Bedeutet also: Jihad heißt beten, fasten, zum Guten aufrufen und Schlechtes verbieten sowie Glaubensgeschwister verteidigen, wenn sie angegriffen werden. Weder mehr noch weniger.
Rassismus ist in keinster Weise, egal wie er aussieht, zu tolerieren. Dass Menschen aufgrund ihres Glaubens benachteiligt werden dürfen wir absolut nicht dulden.
Daher betrachte ich es als äußerst unterstützenswert, wenn wir Jusos mit Gewerkschaften nicht nur für mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt kämpfen, sondern auch für eine soziale Politik in der Gesellschaft.
Für eine Gesellschaft, die nicht nur toleriert, denn „Tolerieren bedeutet beleidigen“ (Goethe), sondern offen anderen Menschen gegenüber ist. Eine Gesellschaft, deren Grundlage Respekt ist.
Warum dürfen Lehrerinnen muslimischen Glaubens kein Kopftuch in Schulen tragen?
Weil sie schlechten Einfluss auf die Kinder haben? Impliziert diese Aussage nicht, dass der Islam schlecht sei?
Warum denken wir nicht anders? Warum fragen wir uns nicht, welch Vorteile es hätte, wenn Frauen, die ein Kopftuch tragen, Kinder unterrichten? Diese Kinder wären weltoffener, würden schnell merken, dass der Islam, insbesondere das Kopftuch nichts mit Unterdrückung zu tun hat, dass Frauen, die ihr Kopf bedecken, gebildet sind und sich integrieren können. Warum nicht anders?
Ich spreche mich in aller Klarheit gegen sämtliche Kopftuchverbote aus. Diese führen in eine definitiv falsche Richtung. Sie bilden eine Gesellschaft, in der ich als Muslima nicht respektiert werde.
von Anisa Tiza Mimun