Am letzten Verbandstag haben wir uns unter anderem auch mit den Thema Landwirtschaft beschäftigt. Ich halte es für ein sehr wichtiges Thema, schließlich ernährt die Landwirtschaft uns alle, oder? Vor etwa 13.000 Jahren begannen die Menschen Ackerbau zu betreiben damit, Wildpflanzen durch Zucht auf ihre Bedürfnisse anzupassen. Zunächst waren die frühen Bäuerinnen und Bauern vermutlich schlechter ernährt als die Jäger und Sammler, trotzdem setzte sich die Landwirtschaft durch und der Mensch wurde sesshaft. Heute arbeiten 40% der Weltbevölkerung in der Landwirtschaft, in Deutschland nur 2% bei einer Landwirtschaftliche Nutzfläche von 16,8 Mio. ha, die immerhin etwa der Hälfte des gesamten Bundesgebietes entspricht. Mit dieser Fläche können 83% der deutschen Bevölkerung ernährt werden. Rechnet man das Fleisch hinzu, das durch importierte Futtermittel erzeugt wird, sind es 91%. Schätzungen zu Folge könnten mit den Erträgen der momentanen Landwirtschaft 12 Milliarden Menschen ernährt werden.
Allerdings gibt es extreme Verteilungsprobleme: knapp eine Milliarde Menschen hungern weltweit, 70% davon dort wo Landwirtschaft betrieben wird, während 1,4 Milliarden Menschen unter Übergewicht leiden. In den Industriestaaten werden zudem viele noch essbare Lebensmittel weggeworfen. Wie viele Menschen ernährt werden können hängt stark davon ab wie diese sich ernähren: Würden sich 9 Milliarden Menschen so ernähren wie die Menschen in den Industrienationen, bräuchten wir doppelt so viel Anbaufläche wie heute. Tiere wandeln nur etwa 10% der Nahrung die sie aufnehmen in Körpermasse um, oder anders gesagt: aus 10kg pflanzlicher Nahrung wird 1Kg Fleisch Dieses hat zwar mehr Energie, trotzdem können mit Fleisch wesentlich weniger Menschen von derselben Fläche ernährt werden, denn immerhin werden derzeit etwa 1/3 der Getreideernten zur Tierfütterung verwendet. Die Anbaufläche kann nicht unbegrenzt ausgebaut werden, weil wichtige Ökosysteme zerstört würden. Außerdem sind nicht alle Flächen zum Anbau von Nahrung geeignet wie die Polarkreise, Wüsten und Hochgebirge. Im Amazons Gebiet werden Regenwaldflächen gerodet um Weideland zu schaffen oder (gentechnisch verändertes) Soja für die Tierfütterung in Europa anzubauen. Letzteres führt zu Hunger und wirtschaftlicher Abhängigkeit, außerdem kommt es zu einem enormen Entzug von Nährstoffen in den anbauenden Ländern und zu einem Nährstoffüberschuss bei uns. Die ökologischen Folgen der Gentechnik sind nicht absehbar, zu Verbesserung der Welternährung hat sie nicht beigetragen. Die Ertragssteigerungen sind eher gering und der Spritzmitteleinsatz hat sich erhöht. Außerdem haben sich gentechnisch veränderter Pollen, wie zu erwarten war, auch auf anderen Feldern und in der Natur verbreitet. Zu einen weiteren Verknappung der Nahrungsmittel kommt es durch den Anbau von Energiepflanzen. In einigen Gebieten Deutschlands scheint nur noch Mais zu stehen. Und auch für Palmöl werden riesige Regenwaldflächen gerodet, die im und mit dem Wald lebenden Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage. Palmöl ist eine billiges pflanzliches Fett und in vielen Lebensmittel und Agrarsprit enthalten. Die EU förderte ihre Landwirtschaft 2011 mit 40 Mill. Euro, was 48% des Haushaltes entspricht. Durch die Förderung kommt es zu einer extremen Verzerrung des Weltmarktes und zu Überproduktionen. Diese Nahrungsmittel werden zwar auch in Länder exportiert in den Menschen unter Hunger leiden, aber die einheimischen Bauern können ihre Produkte nicht so günstig anbiete und verlieren ihre Einkommensquelle, also ist der günstige Export auch keine nachhaltige Lösung. Auch auf den Verbandstag sind wir auf keine „richtige“ Lösung gekommen.
von Melina Lexis