Ich – weiß, männlich, Student und „deutsch“ (für die Stuttgarter Stammbaumpolizei mach ich das genauer. Großeltern: Sudetendeutsche, Ostpreußen, NRW und Baden-Württemberg – passt das für euch?). Bis auf bei Demos hatte ich auch noch nie Probleme mit der Polizei und wurde auch wegen meines Aussehens – auch wenn ich eine linke Zecke bin – noch nie ausgeschlossen oder schlechter behandelt. Ist das normal in diesem Staat, auf dieser Welt? Nein!
In unserem System gibt es viel was wir dringend Hinterfragen müssen. Kleine Kinder belächeln wir, weil sie an Feen glauben, die Geschenke gegen Zähne eintauschen, wir aber gehen mit einem Papierschein einkaufen, von dem unser aller Leben abhängt und für dessen Erwirtschaftung Ausbeutung stattfindet. Wir Europäer (beabsichtigt nicht gegendert) legitimierten durch „unsere Aufklärung“ alles in der Geschichte. Ganze Völker wurden heruntergestuft, denn diese würden ja in „Barbarei“ leben. Das einzige friedliche Gegenmittel was gegen „Barbarei“ hilft ist mit westlicher Waffengewalt diese Völker zu massakrieren, deren Kultur auszulöschen und die noch Übrigbleiben von denen wird die Arbeitskraft ausgebeutet für Rohstoffabbau. Kolonie – Sehr Zivil!
Aber heute sind wir doch viel Aufgeklärter als damals? Ähm Nein! Deren Kultur steht jetzt in unseren Museen, deren Rohstoffe werden günstig in unsere Länder transportiert, mit unserer billigen Überproduktion überschwemmen wir deren Märkte, und deren Lebensraum werden auch noch zerstört – z.B.: In Kolumbien werden Bauern vertrieben wegen US-Ölkonzernen. Es ist auch bewiesen, dass auf Gebieten mit „wichtigen“ Rohstoffen häufiger Bürgerkriege ausbrechen, da diese von uns angezettelt werden – wir profitieren sogar doppelt, wir erhalten deren Rohstoffe und verkaufen ihnen unsere Waffen.
Na gut, was juckt uns das? Ist doch nicht unser Ding? Doch es sollte und muss uns schon interessieren. Für unseren Wohlstand werden Mensch und Natur ausgebeutet und zerstört. Nicht grundlos gibt es Armut, Flüchtlinge und den Klimawandel. Unser kapitalistisches System erstellt neue Waren und produziert diese Produkte massenhaft. Anschließend wird uns durch Werbung vorgegaukelt wir bräuchten diese Dinge. Du glaubst mir nicht? Brauchen wir wirklich so viele neue Klamotten (meist billig aus Asien produziert), können wir wirklich nicht auf Fleisch verzichten (Wasserverschmutzung, Rodung von Wäldern, immense Methan-Emissionen, Tierleid), braucht jede*r ein Auto oder muss Reisen (zu hohe Co2 Ausstöße) – Die Antwort ist Nein! Wir sind mit unserem Mitlaufen, unserem Konsum, mitverantwortlich für die Zerstörung der Menschheit und dem ökologischen Gleichgewicht. Unsere imperialistische Lebensweise muss ein Ende haben.
Da magst du recht haben, aber dafür haben wir in Europa viel erreicht. Wir haben seit 1945 Frieden und allen geht es gut? Bingo! Da haben wir unser viertes „Nein!“. Wir haben immer noch eine Arbeiter*innenklasse die ausgebeutet wird, ein undemokratisches System in dem Konzerne mehr Einfluss auf die Politik haben als die Arbeiter*innen und wir haben immer noch ein Sexismus- und Rassismusproblem. Das, was wir Linken seit Jahrzehnten gesagt haben, haben kürzlich selbst die letzten Depp*innen in der Coronazeit eingesehen – aber gut das erst alles fast zusammenbrechen und ein POC in Amerika sterben musste. Trotz alledem ändert sich nichts: Ausbeutung in Krankenhäusern, unbezahlte Care-Arbeit, keine Statistik über rechte Strukturen bei Einsatzkräften und Förderung von Großkonzernen, … usw. – Kapitalismus in the nutshell.
Nun jetzt hast du mir einiges aufgelistet, aber ich als kleine Person kann doch nichts machen. Die da oben müssen etwas ändern, jawohl!? Da muss ich widersprechen. Wir müssen uns nur miteinander organisieren, aufklären und aktivieren, oder wie Marx es gesagt hat: „Jeder Schritt echter Bewegungen ist wichtiger als ein Dutzend Programme“. Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich zu organisieren: über Parteien, Gewerkschaften, Jugendverbände oder weitere soziale Organisationen – so lange für alle eins zählt: Kapitalismus ist nicht viel – Sozialismus ist das Ziel! Freiheit erlangt man nicht durch das Sammeln von Ländern wie Paninibilder (Konsum im Allgemeinen) oder die Abspaltung von Ländern (Nationalismus). Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Sexismus bringen uns nicht weiter. Wir müssen zusammenarbeiten um die Freiheit aller zu erlangen, erst dann ist auch das Individuum frei, denn die Demokratie verlangt den Sozialismus und der Sozialismus die Demokratie. Lasst uns unsere Privilegien einsetzten um die Welt zu einer solidarischen und besseren zu gestalten.