Ein Kommentar über ein Jahr Corona- Wie geht es uns mental damit?
Letzte Woche las ich eine Studie, die sich mit dem Thema Corona in der jungen Generation beschäftigte. Ich glaube nach einem Jahr mit dem Thema „Corona-Pandemie“ ist es Zeit, für mich einmal individuell zurück zu blicken, wie es uns mental damit geht.
Während Politik damit beschäftigt ist, die Wirtschaft „zu retten“, den älteren Teil der Bevölkerung zu schützen oder darüber diskutiert, ob und wie lange die Schulen geschlossen bleiben sollen, werden viele junge Menschen sich selbst überlassen oder vor vollendete Tatsachen gestellt.
Besonders interessant wurde die Studie für mich bei dem Teil mentale Gesundheit. In der Studie gaben 45% der Befragten an, dass sie Angst vor der Zukunft haben, 23 % gaben sogar Konkret an, Zukunftsängste zu haben- Das fühle ich sehr. Ich stehe am Ende meines Studiums und weiß nicht, wie und ob ich nach meiner Ausbildung überhaupt anfangen darf zu arbeiten. (KiTas und andere sozialpädagogische Angebote haben verständlicherweise nunmal zu). Andererseits arbeite ich nebenbei noch im Einzelhandel und merke bei jeder Schicht, wie ängstlich und zurückhaltend Menschen im Kontakt mit anderen werden. In den Nachrichten und auch sonst im Diskurs wird oft darüber gesprochen, dass wir systemrelevant sind und unsere Berufsgruppe besonderen Schutz benötigt- wir sind also die „wichtigen“. Bei mir löst das sehr viel Druck aus. Ich habe Angst, mich dann doch irgendwann anzustecken und meine eh schon viel zu überarbeiteten Kolleg*innen allein zu lassen.
Auch in der Uni entsteht massig Druck, das Studium nicht in Regelstudienzeit absolvieren zu können und dann aus dem Bafög zu fliegen.
Ehrlich gesagt habe ich Angst, dass sich unsere Gesellschaft voneinander entfernt, wir eher noch weiter zerbrechen, anstatt uns gegenseitig den Rücken zu stärken.
Worauf ich hinaus möchte: Wir sprechen davon, dass die Pandemie Spuren in der Wirtschaft hinterlassen wird. Wir sprechen davon, dass wir durch Corona in der Bildung Defizite einfahren und unsere Digitalisierung uns ernsthaft am Arbeiten hindert. Wichtig sollte aber auch sein, dass es okay ist psychisch mit dieser Situation überfordert zu sein und sich Hilfe zu suchen. Bei Freund*innen, aber natürlich auch bei ausgebildeten Psycholog*innen.
Es ist vollkommen gerechtfertigt, sich mal gedanklich aus der Katastrophe „Corona“ rausnehmen zu wollen und einen gesunden Umgang mit der Situation zu finden.
Ich beispielsweise habe alle Nachrichten-Apps deinstalliert und schaue mir gezielt nur 2 Mal am Tag Nachrichten an, um nicht völlig der Angst um mich und meine Zukunft zu verfallen.
Wahrscheinlich könnte jede*r hier eine ähnliche Geschichte schreiben, weil die Situation für uns alle Kräftezehrend ist. Ich wünsche mir daher, dass wir uns in Achtsamkeit üben.
Das wir Geduld haben, weil diese Pandemie uns noch lang begleiten wird und wir darauf schauen, niemanden abzuhängen.
Das wir es Menschen, die schon mit psychischen Erkrankungen in die Pandemie gekommen sind, nicht noch schwerer machen, als es für alle ohnehin schon ist. Genau jetzt könnte doch die Möglichkeit sein, das Tabuthema „psychische Erkrankungen“ mal aus der Schublade zu ziehen und zu sehen, dass wir schlussendlich alles verletzliche und fehlbare Menschen sind.
Das wir jetzt, wo wir alle im Gleichen Boot sitzen, merken, dass mentale Gesundheit (gerade in und auch nach der Corona-Pandemie) ein immens wichtiges Thema ist.